Værøy X
Aerosoft GmbH 2016
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Deutsch
Die erste Flugverbindung nach Værøy wurde im Jahr 1965 mit dem
Wasserflugzeug DHC-3 Otter Widerøe geschaffen, das 2-3 Mal pro
Woche flog. Ausgebaut wurde dies später mit einer Helikopter-Route
zwichen Bodø und Værøy im Jahr 1973. Die Helikopter wurden
außerdem zu Such- und Rettungsaktionen in der Umgebung eingesetzt.
Bereits in den 60ern begannen die Diskussionen, einen Flughafen auf
der Insel zu errichten. Im Weg stand lange das raue und schwer
einzuschätzende Wetter und wie sich dieses auf die Zuverlässigkeit des
Flughafens auswirken würde. Drei Regionen wurden damals als
tauglich für einen Flughafen eingestuft. Kvalnes, Røssnesvågen und
Nordland. Von diesen Optionen war Nordland die kostengünstigste
Möglichkeit. In Untersuchungen, ausgeführt vom norwegischen
meteorologischen Institut, wurde damals festgestellt, dass sich auch
die Witterung in Nordland am besten für einen Flughafen eigne. 1984
stimmte der Bürgermeister zu, dass der neue Flughafen in Nordland
gebaut werden solle; auch wenn erste Testflüge zeigten, dass die
Witterungsverhältnisse schlechter waren als zuerst angenommen. Viele
befürchteten damals, dass der Flughafen nicht mit der Zuverlässigkeit
der Helikopter mithalten könne und viele lokale Politiker wollten lieber
die Helikopter an Stelle des Flughafens behalten.
Der Bau des Flughafens begann 1985 und war Teil einer großen
Investition der norwegischen Regierung mit dem Ziel, kleine und
abgelegene Regionen mit dem Festland zu verbinden. Unter den
weiteren Flughäfen, die zu diesem Zweck gebaut wurden, befand sich
unter anderem Røst, Værøys südliche Nachbarinsel. Værøy und Røst
wurden 1986 eröffnet und waren nahezu identisch.
Værøy verfügte über einen 800 Meter (2.636ft) langen Runway der
direkt nördlich vom Berg Teisthammeren lag und den Landeanflug auf
Grund von heftigen Turbulenzen und Abwind als äußerst anspruchsvoll
gestaltete. Dies war auch der Grund, warum die Zuverlässigkeit des
Flughafens am schlechtesten in ganz Norwegen war und in Höchst-
zeiten bei 50% abgesagten Flügen lag. Um dieses Problem anzuge-
hen, wurde der Landekurssender weiter vom Flughafen entfernt und
Widerøe schränkte ihre Crews noch weiter mit selbst aufgestellten
Regulierungen ein. Die Piloten hatten z. B. keine Erlaubnis, um bei
Südwind mit mehr als 20kts zu starten oder zu landen.
Im Jahr 1989 schränkte ein Vorfall mit einer von Widerøes Twin Otter
Maschinen die Airline-Abläufe am Flughafen weiter ein. Die Maschine
verlor die Kontrolle auf Grund von heftigen Turbulenzen und konnte
erst 300 Fuß über dem Wasser die Kontroller zurückerlangen.
Am 12. April 1990 wurden bei der Landung des Widerøes Flugs 839
Windstärken von 270 Grad und 23kts gemessen. Die Piloten sagten
allerdings nach der Landung, der Wind sei aus allen Richtungen
gekommen. Nach einem schnellen Wendemanöver war die Maschine
bereit für den Rpckflug nach Bodø. Da die Winde nicht im Bereich der
speziellen Südwind-Einschränkungen lagen, sollte das Flugzeug
planmäßig starten.
Als die Maschine zum Runway fuhr, wurden Windböen bis 57 Knoten
gemeldet, welche den Höchstwert für Bodentätigkeiten von 50
Knoten überstieg.
Direkt nach dem Start drehte der Wind wieder und Augenzeugen
berichteten, dass die Maschine erst schnell anstieg und dann stark
abfiel, gefolgt von einem weiteren schnell Anstieg, bevor es in den
Wolken verschwand. Während des Austeigens nahm der CVR ein
lautes ratterndes Geräusch im Cockpit und das Geräusch von asyn-
chron laufenden Propellern war. Weniger als eine Minute nach dem
Start gab der Copilot durch, dass der Flug in ernsten Problemen
steckte. Sekunden später empfang der Værøy Tower einen Notruf,
gefolgt von einem lauten Knall.
Im Unfallbericht stellte sich später heraus, dass der Wind die maxima-
len strukturellen Beschränkungen des Flugzeugs überstieg und einen
Bruch im Steuerruder verursacht hatte, wodurch die Maschine
unkontrollierbar wurde.
Nach dem Unfall wurde Værøy Airport geschlossen und nie wieder für
den kommerziellen Flugverkehr geöffnet.